À la conquête du pôle
R: Georges Méliès. B: Georges Méliès nach Jules Verne. K: Georges Méliès. D: Georges Méliès, Fernande Albany. P: Georges Méliès / Pathé. Fr 1912
Dtsch. Titel, frz. Untertitel
“Diese fantastische Reise ist der längste von allen Filmen Georges Méliès (1861 – 1938). 34 Bühnenbilder und 650 Meter Filmrolle erzählen die stürmische Polarexpedition des Professor Maboul, der vom Filmemacher selbst verkörpert wird. Dieses Werk vereint die verschiedenen Elemente, die das Talent und den Erfolg von Méliès ausmachen: poetische Welten, Trickaufnahmen, theatralische Inszenierungen, raffinierte Apparaturen, wunderbare Kulissen und Mondlandschaften.
Das Thema dieses Films ist in der damaligen Zeit hochaktuell: 1909 beanspruchen die Forscher Peary (1856-1920) und Frederick Cook (1865-1940) beide die Eroberung des Nordpols für sich. 1911 erreichen Roald Amundsen (1872-1928) und Robert Falcon Scott (1868-1912) mit einem Monat Unterschied den Südpol. Dieser Wettbewerb fasziniert die Menschen.
1911 sind die Finanzen der Star Film von Georges Méliès angekratzt. Nach fünfzehn Jahren gefilmter Kreativität und Fantasie, muss der Filmemacher der Konkurrenz ins Auge sehen: die Filmindustrie entwickelt sich, organisiert sich um. Die Konsequenz daraus sind neue Techniken und Ästhetiken, die den Publikumsgeschmack verändern.
Méliès hatte schon ein Jahr lang nicht mehr gedreht, als Charles Pathé (1863-1957), dessen Firma sich zu jener Zeit in vollem Aufschwung befindet, ihm die Finanzierung der Star Film Produktionen anbietet. Im Gegenzug übernimmt Pathé die Studios des Filmemachers in Montreuil als Sicherheit, erhält die Exklusivrechte am Verleih und die Verlagskontrolle über die Werke. Auf diese Weise gelingt Georges Méliès hier ein spätes Wunderwerk seines fabelhaften Repertoires. A la conquête du Pôle ist der gelungenste seiner sechs letzten Filme, die alle von Pathé finanziert wurden.
Die Ironie des Schicksals fügt sich so, dass die Unterstützung von Pathé den Ruin von Georges Méliès, dessen Verschuldung mit jedem Dreh anwächst, nur noch beschleunigt. Dem Filmemacher gelingt es nicht, sich den technischen, ästhetischen und industriellen Entwicklungen des Kinos anzupassen. So reichen die Einnahmen seiner letzten Filme nicht aus, um die finanzielle Situation von Star Film zu stabilisieren, die ihre Aktivität 1913 für immer einstellt.”
Cinema Arte TV